Tree of Life (Lebensbaum) Baumbestattung

Nichts auf der Welt ist so sicher wie der Tod. Doch wie das Sterben vonstatten geht, ist ungewiss: Es kann kann schnell oder lange dauern, friedlich oder schmerzvoll sein.

Für viele Menschen ist es ein Trost, ihre letzte Ruhestätte oder die der Angehörigen in der Natur zu finden. Neben den ausgewiesenen Wäldern wie Friedwald und Ruheforst, bietet Sven Hafner aus Uhingen mit der Baumbestattung im eigenen Garten oder an einem gewünschten Ort eine völlig neue Alternative: Ein individueller Gedenkplatz als Sinnbild für das Fortbestehen, der den Verstorbenen als Baum gewissermaßen in den Kreislauf des Lebens zurückkehren lässt. Diese Methode erschwert jedoch der gesetzliche Bestattungs- und Friedhofszwang.

Doch viele Wege führen zum Ziel. Auch Bestatter Sven Hafner ist auf Umwegen regelrecht in das Metier hineingewachsen und übt seine jetzige Tätigkeit aus tiefer Überzeugung aus. Zuvor arbeitete der 35-Jährige als gelernter Bankkaufmann, fühlte sich besonders in der Kundenberatung wohl. „Dienst und Leistung, also Dienstleistung im wahrsten Wortsinn, sind mir wie früher noch immer sehr wichtig“, verrät der Uhinger. Als Banker unterstützte er all die Jahre regelmäßig seinem Vater Rudi Hafner bei Überführungen. Dieser übernahm wiederum 1984 die von seinem Vater Ernst Hafner 1953 gegründete Schreinerei und spezialisierte sich frühzeitig auf Bestattungen.

Der Bankkaufmann Sven Hafner schloss die Ausbildung in Europas einzigem Lehrinstitut für Bestatter im unterfränkischen Münnerstadt vor einem Jahr ab. Da lernte er nicht nur, wie man Augen und Mund eines Verstorbenen schließt, eine hygienische und respektvolle Versorgung durchführt, sondern auch rechtliche, organisatorische und vor allem psychologische Aspekte des Berufs. Darüber hinaus schenkt Sven Hafner Trauernden Zeit –  das Wertvollste, das man in diesen Stunden geben kann. Er bietet ihnen die Möglichkeit, Dinge ins Reine zu bringen, sich zu verzeihen oder einfach nur danke zu sagen.

„Die Bedeutung, den großen Wert des Verabschiedens, begreifen viele erst dann, wenn sie es nicht mehr tun können“, sagt Hafner und merkt an: „Man muss der Seele Zeit geben, den Körper zu verlassen“. Insofern befürwortet er die 36-stündige Aufbahrung zu Hause oder in der Leichenhalle genauso wie alte Rituale. Gleichermaßen zeitintensiv informiert er sich in seiner Freizeit über neue, moderne Elemente der Bestattungskultur oder über den digitalen Nachlass. „Mir ist wichtig, den individuellen Anforderungen und Wünschen meiner Kunden nicht nur verantwortungsbewusst nachzukommen, sondern auch aktiv darzustellen, was alles möglich ist. Mit allen Vor- und Nachteilen“, betont der Firmeninhaber und verrät sein Lieblingszitat von Hugo von Hofmannsthal „Und in dem Wie, da liegt der ganze Unterschied“.

Hafner bietet als einziger im Kreis die Bestattungsform „Tree of Life“ an. Doch wie genau geht das vor sich? Vorab erfolgt die Aufklärung über Vor- und Nachteile. Kehrseiten sind etwa der Befall von Schädlingen oder Sturmbruch. Voraussetzung für den „Baum des Lebens“ ist zunächst eine Feuerbestattung, die in Geislingen oder Schwäbisch Gmünd möglich ist.

Nach Einäscherung und Trauerfeier erfolgt die Überführung der Urne in ein autorisiertes Vertragsunternehmen mit Sitz in den Niederlanden, der Schweiz oder Tschechischen Republik. Genauer gesagt, zu einer Baumschule, die gleichzeitig als Friedhof eingetragen und anerkannt ist. Das ist wichtig, damit der Ablauf den Gesetzen genügt. Dort wird die Aschekapsel unter notarieller Aufsicht geöffnet, protokolliert, die Asche mit einer speziellen Vitalerde vermischt, in einen Topf aus Kokosfaser gefüllt und anschließend verplombt. Dieser Vorgang gilt als Beisetzung nach deutschem Bestattungsrecht.

In den entstehenden Humus wird ein Schamottstein mit Namen, Geburts-, Sterbe- sowie Einäscherungsdatum gelegt und der Wunschbaum eingepflanzt. Ob Ahorn, Blütenkirsche, Eiche, Linde, Magnolie oder Trauerbirke, die Auswahl ist groß. Ein Wermutstropfen ist, dass erst nach sechs bis neun Monaten die Asche nach deutschen Bestimmungen als zersetzt gilt. Dann übergibt Sven Hafner das pflanzfertige Bäumchen mit den jeweiligen Beisetzungsdokumenten den Hinterbliebenen.

Neben Erinnerungsstücken wie ein persönlicher Fingerabdruck oder einem Diamanten, hat sich der fünffache Vater Gedanken über einen würdevollen Abschied verstorbener Kinder gemacht. Gerade für Frühchen sei die Klinikkleidung viel zu groß und auch nicht dem Anlass angemessen. Vielerorts sei es keine Seltenheit, dass diese Sternenkinder nackt oder fast nackt beerdigt werden. Sven Hafner hat eine ehrenamtlich arbeitende Partnerin gefunden, die aus gespendeten Brautkleidern Himmelskleider näht und dazu die passenden Minischuhe strickt. Und nicht nur das: seine Arbeitszeit werden die Eltern auf keiner Rechnung finden. „Für die Beisetzung eines Kindes nehme ich kein Geld. Das haben schon mein Vater und Großvater so gehalten“, sagt Sven Hafner.

SABINE ACKERMANN | 

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